Unser neuer Dirigent Julius Geiger nutzte den Sommer und die Outdoorproben, um das symphonische Blasorchester und Grafenrheinfeld kennenzulernen und freut sich schon, das erste große Konzert nach dem Restart zu dirigieren. Damit wir und ihr ihn besser kennenlernt, haben wir ihm ein paar Fragen gestellt:

Wie hat es dich nach Rafeld verschlagen und wo kommst du her?

Ich komme gebürtig aus Rimpar und bin da im Musikverein großgeworden. Ich bin von klein auf in einer Musikerfamilie aufgewachsen: Die Mutter ist Musikschullehrerin, mein Vater und mein Onkel Posaunisten, der Opa hat eine Musikschule gegründet. Schon seit ich 3 bin, habe ich gesagt: Ich will Posaunist werden und mit schwarzem Anzug mit Papa ins Orchester. Der Rest hat sich Stück für Stück weiter ergeben.

Nach Rafeld bin ich dann über den Vorschlag eines Kollegen gekommen. Ich war auf der Suche nach einem großen guten Musikverein, wo man künstlerisch viel arbeiten kann.

Dann bist du sicherlich über deine Familie zum Dirigieren gekommen?

Mein Onkel ist zwar ein bekannter Dirigent, angesprochen wurde ich aber mit 14 im Musikverein von unserem damaligen Dirigenten Klaus Englert. Hier durfte ich meine ersten Ständchen halten und an Wochenendkursen teilnehmen. Für den C-Kurs war ich damals noch zu jung, zu Beginn meines Studiums konnte ich dann die Jugendkapelle meines Heimatvereines übernehmen. Im Bachelor belegte ich Blasorchesterleitung und hatte somit meinen ersten Musikverein.

Was macht dir dabei am meisten Spaß?

Es ist eine ganz andere musikalische Arbeit. Beim Instrument ist man immer mit dem Üben und der Technik beschäftigt, im Studium sehr darauf fokussiert, dass alles perfekt ist. Als Dirigent kann man sich viel mehr aufs Gestalten konzentrieren – gerade, wenn man einen Musikverein hat, der dies zulässt, selbst gut mitarbeitet und technisch viel anbietet. Da hat man als Dirigent den ganzen Klangkörper vor sich. Kein einzelnes Instrument kann das abdecken.

Welche Instrumente spielst du?

Ich habe Posaune studiert und mich in letzter Zeit wie auch schon mal früher wieder mehr auf Ventile fokussiert. Einfach weil es Spaß macht, gerade Euphonium, Tenorhorn. Da hat man im Orchester immer schöne Läufe zu spielen und mehr Melodiephasen als in der Posaune. Von daher macht mir das aktuell viel Spaß. Als Kind bin ich durch meinen Bruder und meine Mutter zum Klavier gekommen.

Während der Lockdowns war ja sehr wenig mit Musik. Wie hast du die Corona-Zeit erlebt?

Es war zum einen interessant, mal aus seinem Rad rauszukommen: Zu wissen, wie es ist, mal einen Abend einfach zuhause auf dem Sofa zu sitzen. Aber das ist wahnsinnig schnell langweilig geworden. Wir hatten die ganze Zeit das Problem mit der Hoffnung. Je mehr man geplant hatte, desto enttäuschter war man, wenn alles erneut gecancelt wurde. Von daher war das eine spannende Phase.

Jetzt bin ich ich aber froh, dass es wieder anläuft und zum Glück ist Anpacken und Vollgas geben angesagt: Alles zum Laufen bringen, die Leute mitnehmen und zeigen, wie schön es ist, was man als Musiker und Zuhörer alles erleben kann.

Und was können die Zuhörer mit dir als Dirigent alles erleben?

Musikverein Grafenrheinfeld neuer Dirigent SBO Symphonisches Blasorchester Linus Trapp Julius Geiger Dominik Berchtold Florence Rößler Nance Vertrag Unterschrift
Julius Geiger bei seiner Vertragsunterzeichnung

Jetzt nach Corona haben wir den Spagat: Was möchten wir arbeiten? Was können wir arbeiten? Wo stand ein Orchester mal? Man weiß, welche Potenziale drinstecken, die man rauskitzeln muss, damit wir Spielfreude, Musiker und das Publikum wiederbekommen. Hier werden wir im nächsten Konzert passend anfangen.

Wir setzen die ersten Impulse mit symphonischer Musik. Das SBO ist bekannt dafür, dass es die wirklich gern spielt, viel reinsteckt und das gut kann. Und natürlich auch, um den Zuhörern ein angenehmes Wiederreinkommen in die Konzertkultur zu geben. Man bekommt mit, dass hier noch eine Trägheit herrscht. Von daher werden wir ein ansprechendes Programm gestalten, das angenehm zu hören ist, mit einem breiten Mix an symphonischer Musik über Film und Musical.

Und dann möchte ich einiges an Feinheiten rauskitzeln, den Klangkörper breiter aufstellen und wieder große symphonische Programmpunkte setzen auch in Richtung programmatische und thematische Musik. Mein Ziel ist es, den Zuhörern die Musik durch Bilder und Geschichten greifbar zu machen. So können wir die Musik näher an die Leute bringen, damit sie sie genießen können und Spaß daran haben.

Zum Abschluss noch: Was sind deine Lieblinge?

Lieblingsbier: Gutmann Hefeweizen

Lieblingsgericht: Ich esse wahnsinnig gerne fränkisch: Schäuferle, Sauerbraten… Meine Familie kommt aus dem Schwäbischen, von daher esse ich gerne alles mit Spätzle.

Lieblingssport: Viele Jahre war die Musik für mich mein Sport, vor allem ausdauermäßig. Da das dann doch eher einseitige Belastung war, habe ich während Corona mit Kiesertraining angefangen. Ansonsten mache ich ein bisschen Saisonsport: Über meine Freundin bin ich zum Skifahren gekommen, an der Nordsee war ich schon windsurfen, kite jetzt aber lieber.

Was hast du schon von Rafeld gesehen?

Gleich nach der zweiten Probe bin ich mit euch in den Schuppn gegangen. Ich wurde sehr positiv überrascht, da der Name sich eher nach Dorfspelunke anhört. Es ist ein schicker Musikschuppen, wo man entspannt und gemütlich zusammenhocken kann, alle Generationen zusammenkommen – auf eine gemütliche und entspannte Weise. Da werde ich sicherlich wieder reingehen.

Na das hoffen wir aber. Danke für das Interview!

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