Neun Jahre lang stand das Symphonische Blasorchester Grafenrheinfeld jetzt unter deiner Leitung, Christian. Im Sommer 2018 ist für dich die Zeit gekommen, weiterzuziehen und nach neuen Herausforderungen Ausschau zu halten. Was war dein geilster Moment bei uns?
Es gab viele schöne Momente, z. B. als wir nach der CD-Aufnahme nachts in den See gesprungen sind, um uns zu erfrischen, aber auch bei den Konzerten oder wenn schwierige Stellen gut klappen oder Gänsehautmomente kommen, wenn Akkorde sehr gut stimmen. Ich glaube am krassesten hab‘ ich sowas beim Examenskonzert erlebt.
Fällt es dir schwer, zu gehen?
Ja, definitiv. Ich habe mir das Ganze sehr lange überlegt und mir auch über den Zeitpunkt viele Gedanken gemacht. Mir hat es in Rafeld immer sehr viel Spaß gemacht. Die musikalische Arbeit natürlich, die herzliche Atmosphäre und das gute Orchester. Außerdem habe ich hier auch viele Freundschaften geknüpft. Aber ich bin ja nicht aus der Welt und für das Orchester ist ein frischer Wind nie verkehrt. Und so ist bis zum Themenkonzert im Herbst noch richtig viel Zeit für diesen frischen Wind.
Ich wär auch lieber reich als intelligent und gutaussehend, aber was soll man machen..?
Was macht das Rafelder SBO aus?
Ich würde sagen, die besonderen Eigenschaften des SBO sind: der Klang, den viele, auch größere Orchester nicht so gut hinbekommen, dann die Flexibilität und schnelle Umsetzung.
Es war toll, musikalisch zu arbeiten und es freut mich in jeder Probe, wenn sich mit nur ein paar Handbewegungen oder kurzen Kommentaren der Klang auf einmal so verändert, wie ich es möchte. Das hatte das Orchester wirklich gut drauf. Außerdem war das SBO neuen Dingen oder Ideen gegenüber wirklich aufgeschlossen. Ich denke da zum Beispiel an die „Nasobeme“ beim Festival für neue Musik. Aber auch bei den vielen Konzerten war das eine oder andere sperrige Werk dabei. Mit einer guten Erklärung war das Orchester aber immer gut zu begeistern.
Bei den Proben hast du oft tolle Vergleiche gebracht, die sich jeder mit einem Schmunzeln in die Noten geschrieben hat. Zum Beispiel sollten wir uns bei Danza Caribe sexy Latinos vorstellen. Wie kommt man auf so was? Gehört das zur Probenvorbereitung?
Normalerweise kommen solche Vergleiche beim Proben immer sehr spontan: Ich kenne ja die Musik, habe die Partituren zuhause studiert und weiß, wie ich jede Note haben will. In der Probe arbeite ich dann gerne mit Bildern, weil die Methode effektiv ist und auch den Musikern viel Spaß macht. Welchen Vergleich ich dann gebe, hängt natürlich vom Charakter der Musik ab, aber auch von den Menschen, die in der Probe sitzen. Bei einem Jugendorchester oder einem Orchester mit vielen gesetzteren älteren Damen und Herren würden die Bilder sicher völlig unterschiedlich aussehen. Der Pädagoge würde sagen, sie sollten immer zur Lebenswelt passen. Ich finde, sie dürfen ab und zu ruhig ein bisschen klischeehaft sein, aber Hauptsache gut vorstellbar und anschaulich.
Kommen wir zu deinem Auftreten, auch außerhalb der Proben. Wie werde ich so selbstsicher und cool wie ein Christian Lang? Irgendwelche Tipps?
In den Proben ist es einfach – man muss die Stücke gut genug kennen, dass man weiß, was man will und man braucht ein solides Handwerkszeug beim Dirigieren – also das Schlagbild. Wenn man dann noch den Mut hat, sich vorne hin zu stellen, klare Ansagen zu machen und die Musiker motivieren kann, dann kann schon nichts mehr schiefgehen. Mein Professor hat mal gesagt: „Als Dirigent musst du immer mit der wehenden Fahne vorauslaufen.“ Ab und zu mal ein Späßle zwischendrin hebt die Stimmung in der Probe und ich bin eh kein todernster Typ. Außerhalb der Probe wird’s schon schwieriger, da hab ich kein Patentrezept – außer vielleicht das richtige Deo zu verwenden. 🙂 Ich wär auch lieber reich als intelligent und gutaussehend, aber was soll man machen..? ?
Zum Abschluss noch eine letzte Frage: Was wünschst du dem Musikverein Grafenrheinfeld für die nächsten Jahre?
Ich wünsche dem Musikverein, dass er sich weiterentwickelt, den tollen Klang beibehält, den Spaß an der Musik natürlich auch, und dass möglichst viele neue Musiker in den nächsten Jahren dazu kommen.
Danke dafür und auch nochmal für die tollen Jahre mit dir. 🙂 Wir freuen uns auf unseren letzten Auftritt mit dir, unsere Sommerserenade, und dich bald wieder bei einem unserer oder deiner Konzerte zu sehen! Bis dann! ?
Bildquellen: Mark Schilhan u.a.
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